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Samstag, 19. November 2011
sms, imbiss, taxifahrt
claus klementino, 00:06h
Um acht uhr bin fertig mit unterrichtsvorbereitung. Ich zieh ein hemd an und will raus, um geld zu holen und mir was zu essen zu suchen, da kommt eine sms von wenjing, sie ist mit freunden in einer bar. Eigentlich denke ich bin ich zu müde aber ich will mir wieder nichts entgehen lassen, wenjing geht sonst nicht in bars. Aber ich muss noch was essen. Ich ziehe eine andere hose an weil ich gut aussehen will und gehe los, draußen ist es dunkel und ein dichter fiselregen, ich habe aber nur meine jeansjacke an, von der ich den kragen hochschlage und die ich zuknöpfe. Im gehen schreibe ich eine sms an wenjing mit meinem motorola billighandy das mein chef mir gkauft an, damit ich erreichbar bin, ich muss die tasten ein, zwei, drei oder viermal drücken, um den richtigen buchstaben zu schreiben und die tasten müssen stark gedrückt werden. Fiselregen fällt auf das handy während ich über die kleine brücke zur großen straße gehe, das sms-schreiben ist anstrengend. Wo ist die bar frage ich Wenjing, sie schickt mir eine adresse auf chinesisch fürs taxi, als ob es selbstverständlich wäre, dass ich eins nehme. Ich gehe unter der betontrasse der hochbahn durch zur bank of china, zu sehen, ob mein erstes gehalt schon auf dem neuen konto ist. Nein. Hebe mit meiner kreditkarte einen batzen rosa scheine ab 2000 rmb, für arme chinesen wahrscheinlich viel geld, für mich 200 euro. Ich muss etwas essen bevor ich in die bar fahre, aber hier gibt es nur fastfood. Ich bleibe vor einem imbiss stehen, der nicht gerade sauber aussieht, und glotze. Wie beabsichtigt werde ich hereingerufen. Die frau kramt zwei abgewetzte zettel aus einer schublade, auf welchen mit computer getippt die gerichte auf englisch stehen. Ich zeige mit dem finger auf rind mit reis koreanisch und bekomme 2 minuten später rindfleischstücke mit zwiebeln gebraten auf klebereis. Das fleisch ist wabbelig, das ganze gericht ziemlich fettig. Ich esse trotzdem den ganzen teller auf, weil ich will nicht zu dünn werden. Am anderen tisch sitzt die ganze restaurantbelegschaft gesellig um einen tisch und geniesst das gemeinsame mahl nach getanem tagwerk. Sie essen reis mit gemüse aus verschiednen töpfen. Ein paar von ihnen haben verdreckte kittel an und kochmützen auf. Sie sehen zufrieden aus. Sie haben ihren imbiss an einer großen kreuzung. Wahrscheinlich wohnen sie in einer der hinterstraßen wie im dorf. vielleicht wissen sie trotz all dem verkehr nichts von der großen welt. vielleicht aber doch. Ich schaufel mir alles rein und verlass wortlos das lokal. Es regnet immer noch. Ich stelle mich an die straße und winke dem nächsten taxi steige ein, zeige dem Fahrer die SMS. Er fährt in eine andere richtung als erwartet. Ich habe keine ahnung, wo wir hinfahren. Wenjing hat gesagt die bar läge in der nähe meines wohnortes. Sie hat nicht wohnort gesagt sondern irgendein anderes abgefahrenes wort. Der taxifahrer möchte nochmal auf das handy schauen, die schrift ist zu klein. Er fährt zum abbiegen auf die große kreuzung und hält sich das handy vor die nase. Die anzeige wird dunkel, er kann nichts mehr erkennen. Er bleibt hinter einem anderen taxi stehen, draußen fiselt es, wir sind unter der betontrasse, ich helfe mit der anzeige, er erkennt die adresse. Wir fahren trotzdem in eine andere richtung als erwartet. Ich kenne die richtung, sie ist mir unsympathisch, da sind einige große hotels, menschenleere saubere straßen, der nachgemachte tempel. ich frage mich, wo die bar ist. Es dauert zu lang, wenjing hat gesagt in der nähe, sofort wieder misstrauen, dass der Taxifahrer einen umweg fährt. Das machen sie hier so mit den dummen touristen, die alles schweigend erdulden müssen. (ich kann an dieser stelle erwähnen, dass alle taxifahrer in einer plastikschale sitzen, um deren rand man herumreichen muss, um ihnen das geld oder eine adresse zu geben. Sie soll sie vor spontanen schlägen schützen - oder vor kotze?) Ich schaue auf den zähler vor mir, irgendwas über zwanzig. Es lohnt nicht, sich aufzuregen. Dann werde ich eben herumgefahren, ist doch ganz gemütlich. Ich versuche mich zu entspannen. Ich bin völlig entspannt, fast gelangweilt. Es dauert nicht nur wegen der strecke so lang, auch weil wir immer wieder an ampeln stehen. Der verkehr ist immer noch ziemlich stark. Wie alle taxifahrer nutzt auch dieser jede lücke. Vor mir sehe ich das passbild des fahrers neben einer nummer. So sah er als junger mann aus, bevor er taxifahrer wurde. Das ist oft so. einige machen den job schon zwanzig jahre und bekommen gegen feierabend nervöse zuckungen oder werden mürrisch. vielleicht soll die plastikschale auch den fahrgast schützen.
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